Der zögerliche Pinguin

Der Kindheitsflaum hat sich verflüchtigt.
In festen Federn see-ertüchtigt,
strebt er, vom Meeresgott berufen,
hinab auf feuchten Felsenstufen.

Er späht mit angestrengten Augen,
die allzusehr zum Tauchen taugen,
umher. Den Wellenbergen gleichen
die Zweifel, welche ihn beschleichen.

Es ist ihm nicht so recht geheuer,
sein Element. In immer neuer
Verlockung schwimmen unverdrossen
schon vorneweg die Artgenossen.

Selbst schwerelos im Wasser tollen
scheint er trotz Vorbehalt zu wollen.
Noch trennt ihn von der süßen Kühle
ein wüster Strudel der Gefühle.

Ob innerlich auch zwiegespalten:
Schwarz-weiß gekleidet wie die Alten,
muß er den Wagemut beweisen,
sich flugs vom Festland loszueisen.

Im Wissen (das sich rasch verdichtet),
wozu der fesche Frack verpflichtet,
stürzt er sich tapfer in die Wogen,
unwiderstehlich angezogen.

Gedicht von: Ingun Spiecker-Verscharen