CZJ Tessar 50mm f/2.8 und f/3.5 an Sony Nex-6 und A7R2
Tessar steht für einen Markennamen eines Objektives und wurde von der FirmaCarl Zeiss in Jena 1902 patentiert. Die Rechnung des Objektives für Zeiss machte Paul Rudolph, ein deutscher Physiker und Optiker, welcher die photographische Abteilung des Werkes leitete. Der Name Tessar steht für vier und zeigt an, dass das optische System aus vier Linsen besteht.
Das Tessar hatte für die damalige Zeit eine unerreichte Schärfeleistung, einen hohen Kontrast, eine gute Farbkorrektur und korrigierte Bildfeldwölbung bei einer Blendenöffnung von 6.3. Nicht ohne Grund wurde es als Adlerauge für die Kamera bekannt. 1920 lief der Patentschutz ab und weitere Hersteller bauten das Tessar nach, so brachte Leitz 1925 sein Elmar (Tessarnachbau) für die erste Leica auf den Markt.Ab 1931 wurde das Tessar durch die Sonnare verdrängt und erhielten seine zweite Chance 1936 durch Aufkommen der Spiegelreflexkameras, welche Platz für den Spiegel brauchten, welchen ihnen die Sonnare nicht bieten konnten. Wie wichtig das Tessar für die Firma Zeiss war zeigt sich darin, dass das hintere Glied des Objektives im Firmenlogo verwendet wurde.
Das verwendete Tessar 3.5/50 ist von 1952. Es wurde vor allem mit der günstigen Schwester der Exakta verkauft. Die Produktion des nicht mehr zeitgemässen 3.5/50 lief 1954 aus, das 2.8/50 passte aber preislich nicht in das Exa-Konzept.Das hier verwendete 2.8/50 entstand 1954. Es wurde mechanisch einfacher gebaut wie das bisherige Tessar 2.8/50 und man verzichtete z.B. auch auf die Vorwahlblende. Das hier verwendete Exemplar wurde 1955 gebaut. In einer zweiten Version erhielt es eine Rastblende und blieb bis 1970 im Programm. Neben dem Exakta-Bajonett gibt es die Objektive noch mit M42-Gewinde.
Bedienung
Das Carl Zeiss Jena (CZJ) hat ein Bajonett für Exakta Spiegelreflex-Kameras (SLR), was gegenüber den M42-Schraubanschluss schon eine Verbesserung beim Montieren bringt. Wenn man die Objektive in die Finger nimmt, speziell das 3.5/50, dann glaubt man nicht dass diese einen Kleinbild-Sensor ausleuchten, so klein und leicht sind sie.
Bei beiden Objektiven dreht die Blende weich, die Fokussierung klemmt und ruckelt. Zum Glück kommt man an das Gewinde gut heran und kann es fetten. Danach läuft auch die Fokussierung einwandfrei.
Die Blendeneinstellung beim Tessar 2.8/50 ist ungewohnt, sieht man doch von oben die Blendenzahl nicht und muss sie frontseitig ablesen. Dies ist bei der damals für die Exa gefertigten Objektive so, Die zwölf Blendenlamellen formen einen schönen Kreis. Um den Fokusring von Nah auf Fern zu drehen braucht es eine 3/4-Umdrehung.
Die Blende des Tessar 3.5/50 ist besser zu bedienen, da die Blendenbeschriftung von oben ersichtlich ist. Der Fokusring braucht fast eine volle Umdrehung, um von Nah auf Fern zu fokussieren.
Offenblende, Bokeh und Farbsäume
Das Bokeh beider Tessare ist nicht das Beste, aber so schlecht wie sein Ruf im Internet finde ich es auch nicht. Es neigt bei Offenblende zu hellen Kanten um Unschärfekreise und zu Doppellinien bei Geraden. Mit einer Offenblende von 3.5 oder 2.8 sind beides zu heutigen Objektiven keine sehr lichtstarken Linsen, sie sind aber erstaunlich klein und leicht. Beide Exemplare sind bei Offenblende an der Nex-6 sehr scharf. Die Objektive liefern schöne Farben, einen guten Kontrast und eine schöne Dreidimensionalität. Farbsäume konnten (bisher) keine festgestellt werden. Beide bilden mit ihren Blendenlamellen nahezu einen Kreis und haben auch abgeblendet runde Unschärfekreise.
Blendensterne, Schärfe, Flares & Ghosts
Abgeblendet auf 8 bis 11 produziert das Tessar 2.8/50 schöne Blendensterne und hat eine erstaunliche Schärfe. Und obwohl in obigem Beispiel die Strassenlaterne direkt in die Kamera scheint, hat es keine Geisterbilder oder Reflexionen, auch der Kontrast und die Schärfe sind Top, man beachte die Detail im schwarzen Kandelaber.
Das Tessar 3.5/50 erzeugt abgeblendet auch schöne Blendensterne und hat eine tolle Schärfe, aber die Reflektionen