DER SOMMER
Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Das Erntefeld erscheint,
auf Höhen schimmert
Der hellen Wolke Pracht,
indes am weiten Himmel
In stiller Nacht
die Zahl der Sterne flimmert,
Groß ist und weit
von Wolken das Gewimmel.
Die Pfade gehn entfernter hin,
der Menschen Leben,
Es zeiget sich auf Meeren unverborgen,
Der Sonne Tag ist
zu der Menschen Streben
Ein hohes Bild,
und golden glänzt der Morgen.
Mit neuen Farben
ist geschmückt der Gärten Breite,
Der Mensch verwundert sich,
daß sein Bemühn gelinget,
Was er mit Tugend schafft,
und was er hoch vollbringet,
Es steht mit der Vergangenheit
in prächtigem Geleite.